Citylights

Mittlerweile wisst ihr wahrscheinlich, dass mich Städte auch sehr stark in der Nacht interessieren. Fotografisch jedenfalls. Das ist aber etwas aufwendiger als tagsüber. Stativschlepperei, und wie jetzt in Vancouver, ohne Mietwagen, ist der Transport manchmal eine körperliche Herausforderung. Schleppen ist angesagt.

Schöne Perspektiven gibt es vom Seawall im Stanley Park, einer Halbinsel, die sich an Downtown Vancouver anschliesst und auch mit einem Bus gut zu erreichen ist. Sunset zur Zeit ist um 21 Uhr herum, das wird also spät. Diesmal schob sich wenigstens kein dickes rostiges Schiff zwischen mich und die Stadt.

Insgesamt fand ich den Abend recht produktiv, einige große Panoramen setze ich erst daheim am Computer aus den Einzelbildern zusammen.

Mittlerweile bin ich ein ÖPNV-Profi in Vancouver geworden, ich wusste also, der letzte Bus fährt erst gegen Mitternacht. Kein Problem. Zur Bushaltestelle mitten im Park war noch ein ordentliches Stück zu laufen (und zu schleppen). Stanley Park Loop, Bay 2, sollte der Bus abfahren. Übrigens ein elektrischer Oberleitungsbus, Linie 19. War aber nicht da. Die elektronische Auskunft hat mir dann ungefähr 35 Minuten lang gezeigt, dass der Bus in 12 Minuten kommt. Solange saß ich völlig alleine mitten im dunklen Park an einer sehr abgefahrenen Bushaltestelle.

Tiere raschelten (gibt es im Stanley Park eigentlich Pumas? In den Bergen gibt es sie) aber es war nicht kalt. Irgdendwann kam der Bus dann doch mit einem freundlichen Fahrer, der noch mit einem fest schlafenden Passagier zu kämpfen hatte. Der wollte nicht aufwachen, auch der per Funk kontaktierte Dispatcher hatte nur den Rat, den Kerl wieder mit zurück zu nehmen. Nach einer kurzen Pinkelpause, in der ich auf Bus und schlafenden Fahrgast aufgepasst habe, ging es dann los.

Zwei Haltestellen später stieg dann eine muntere Männertruppe mit Angeln und einem Minigrill ein. Dezenter Fischgeruch machte sich breit, der Fisch war aber wohl schon verspeist. Der Schläfer wurde irgendwann auch wach und verließ wort- und grußlos den Bus.

Ich weiß, unter meinen Freunden gibt es welche, die können meinem Hang zum öffentlichen Nahverkehr nichts abgewinnen. Aber man erlebt schon Dinge, die einem sonst verborgen geblieben wären.