Homeward Bound

Auftaktkonzert der Abschiedstournee. Und das soll der letzte Abend mit Paul Simon gewesen sein? So viel Spielfreunde, soviel Energie, nicht nur bei den 14 Musikern, sondern vor allem bei ihm, der 76-jährigem Legende, der uns mit so vielen Liedern Freude gemacht hat? Und heute Abend doch nur einen Bruchteil davon spielen konnte.

Bevor Wehmut aufkommen konnte, sinnierte Paul Simon nach dem zweiten Lied erst einmal über dieses Wort „Abschiedstournee“. „Eigentlich haben wir sie doch nur so genannt, um die Ticketpreise noch ein wenig anheben zu können“. Damit hatte er dem Publikum mal sofort jede eventuelle aufkommende Rührung genommen. Und was folgte, war ein Abend mit vielen bekannten Songs in frischer, zwar erkennbarer, aber doch wieder neuer Version. Zum Teil sehr funky, die Bläserunterstützung bei „50 Ways to Leave Your Lover“ war sehr prägnant. Überhaupt waren die Songs alle sehr rhythmisch, sehr tanzbar ausgelegt. Und das hat das Publikum von Beginn an sehr dankbar aufgenommen. Ca. 17 Tausend Menschen füllten die Rogers Arena fast bis auf den letzten Platz.

Überhaupt war Paul Simon sehr gesprächig. Eine Geschichte zu einem seiner Songs: Er meinte, dass sei sein Song mit dem komischsten Titel überhaupt und er habe ihn seiner Erinnerung nach noch nie live auf der Bühne gespielt: „Rene and Georgette Magritte With Their Dog After the War“. Er habe sich mal daheim bei Joan Baez auf ein Festivalkonzert vorbereitet, Songs geübt, als Joan einen Anruf annehmen musste. Derweil habe er sich die Bücher in ihrer Bibliothek angesehen und einen Bildband des belgischen Surrealisten René Magritte herausgenommen, den er sehr verehre. Und darin habe er ein Bild mit eben diesem Titel gefunden. Das sind doch Geschichten, die einen Abend zusätzlich unterhaltsam machen. Den Song spielte er dann mit @yMusicNYC, sechs jungen Musikerinnen und Musikern, Violine, Celle, Querflöte, Saxophon. Ich gestehe, ich kannte ihn nicht, aber er hat mir gut gefallen.

„Mother and Child Reunion“, „Me and Julio Down by the Schoolyard“, „You can call me Al“ und der Gassenhauer aller U-Bahnhöfe zwischen Vancouver und Berlin-Kreuzberg, „El Condor Pasa“, nur eine kleine Auswahl des Abends.

“Homeward Bound“, der Titelsong der Tournee bildete dann den Beginn der Zugaben. Sein Song von 1966 wurde von einer digitalen Projektion alter Konzertplakate und Eintrittskarten begleitet, da wurde es dann doch ein wenig wehmütig. Und nach über zwei Stunden mit 25 Songs war nach „Sounds of Silence“ Schluß. Ein gerührter Paul Simon ging von der Bühne, gerührt von dem Ansturm an Zuneigung und dem Orkan des Beifalls, den das Publikum für ihn bereit hielt.

Zu Recht: der Beifall und die Rührung.

Eine Antwort auf „Homeward Bound“

  1. Wenn ich die Titel der Songs so lese, kommen bei mir nostalgische Gefühle auf! Danke für den ausführlichen Bericht. Wie schön, dass du dabei sein konntest!

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