Flughöhe Null im A380

Ein wenig mulmig ist mir schon auf dem Sitz des Flugkapitäns im Simulator eines A380 im „Lufthansa Aviation Training Center“ am Frankfurter Flughafen. Ich finde es ja eigentlich ein wenig vermessen, als Laie das dickste Schiff der zivilen Passagierluftfahrt in die Luft zu bringen und eventuell auch wieder zu landen. Und der Satz des Fluglehrers, „bitte seien Sie vorsichtig mit dem Simulator, vom A380 haben wir nur einen“, ist auch nicht recht geeignet, meine Aufregung zu dämpfen. Ganz kurz geht mir der Gedanke durch den Kopf, was wohl meine Haftpflichtversicherung dazu sagen würde, wenn sie wüsste, dass ich hier ein 25-Millionen-Euro Teil bewege. 

Egal, keine negativen Gedanken, jetzt gilt‘s. Der Fluglehrer setzt mich auf die Startbahn 33 des Flughafens Hamburg Fuhlsbüttel. Es ist wie in der Fahrschule, erstmal ein bisschen Gas geben, lenken und bremsen üben. Der Simulator besteht aus einem vollständigen Cockpit des Airbus A380 und einer perfekten Sichtsimulation durch die Cockpitscheiben. Außerdem simuliert er die Bewegung des Flugzeugs um alle Achsen. Er ist auf hydraulischen Stützen montiert und bewegt die 22 Tonnen schwere Kabine munter in alle Richtungen, je nachdem, was der fliegende Pilot so vorgibt. Beim Bremsen zum Beispiel nickt das „Flugzeug“ nach vorne, scharfes Bremsen wirft einen richtig in die Gurte. Die Illusion ist perfekt.

Also gut, lenken und bremsen geht schon ganz gut. Jetzt der Start. Der Copilot/Erste Offizier setzt die Klappen. Ich schiebe die vier Gashebel ganz nach vorne, langsam kommt der Riese in Bewegung. Immer schneller, schön gerade aus auf der Bahn bleiben. Bei 140 Knoten den Sidestick ganz leicht ziehen und die Nase geht nach oben. 12,5 Grad Steigung auf dem künstlichen Horizont einstellen, wir steigen in die Hamburger Luft. Unter uns liegt Hamburg-Finkenwerder, Airbus Werksflughafen. In der Ferne sieht man schon die Nordsee. Der Copilot hat schon längst das Fahrwerk  und die Klappen eingefahren. Ich habe den Steigungswinkel reduziert und bekomme in 7000 Fuß Höhe die Aufgabe, mal ein paar Kurven zu fliegen. Na gut, die erste Kurve mit 30 Grad war ein bisschen sportlich. Für das Flugzeug kein Problem, meint der Fluglehrer, aber der Orangensaft in der Kabine dürfte jetzt neben den Gläsern schwappen. Also, vorsichtiger am Steuerstick, Kurven mit 15 Grad fliegen, alles ganz gemütlich. Als ich mich gerade anfange zu entspannen kommt der Vorschlag von hinten, jetzt doch mal zu landen. Der Computer setzt mich schon auf den Endanflug, 12 Meilen bis zum Flughafen, 4000 Fuß Höhe. Ganz weit unten in der Ferne sehe ich die Landebahn mit der optischen Gleitpfadanzeige. Sie zeigt mir an, ob ich richtig auf dem Gleitpfad sitze. Die Landung soll natürlich durch mich von Hand geflogen werden. Der A380 kann das auch automatisch, aber das ist ja langweilig. Also, Horizont auf 3 Grad einstellen und Schub regulieren. Der Co setzt die Klappen und fährt das Fahrwerk aus. Ich eiere ein bisschen herum, Korrektur rechts, Korrektur links, immer nur ein ganz kleines bisschen. Anstrengend. Bei 2000 Fuß Höhe schnarrt eine Computerstimme „Two thousand feet“ und das geht dann immer weiter. Irgendwie schaffe ich es, meine Richtung auf die Landebahn zu halten. Wenn die Stimme „Fifty feet“ schnarrt, muss ich die Nase auf 5 Grad anheben und den Schub ganz zurücknehmen. Sanft setzt der Airliner auf, allerdings war ich ein bisschen zu lange in der Luft, das Ende der Landebahn kommt doch arg schnell näher. Umkehrschub, und ordentlich in die Bremsen treten und ich komme noch rechtzeitig zum Stehen. So ca. 2,20 Meter vor dem Ende der Bahn. 

Und weil es so schön war, sofort noch einmal, jetzt eine Nachtlandung mit Beleuchtung. Diesmal ist alles gut, ich setzte früher auf, eine schöne Landung. Ich könnte noch weitermachen, aber zu dritt haben wir den Simulator eine Stunde zur Verfügung. Die anderen beiden wollen schließlich auch noch fliegen. Schade eigentlich.

Was für ein tolles Erlebnis. Es war das Abschiedsgeschenk meiner Kolleginnen und Kollegen von SWR1 BW zum Ruhestand. Ich bin sehr dankbar.

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